Elektronische Fahrgastanzeigen: Eppelheim verpasst den Zug der Modernisierung

Stellt euch vor es ist Streik, aber keiner weiß Bescheid. Nur einen Tag nach der Gemeinderatssitzung am 28.09.2020 fand der bundesweite Warnstreik im öffentlichen Nahverkehr statt. Auf den elektronischen Anzeigetafeln in Heidelberg und Mannheim wurde die Information anzeigt, in Eppelheim hingegen sah es düster aus. Auch für die Zukunft ist leider keine Besserung in Sicht: Die Fahrgäste müssen in Eppelheim auch weiterhin auf zuverlässige Fahrplanauskünfte verzichten.

Diese Situation hätte durch die Beschaffung von dynamischen Fahrgastinformationstafeln (kurz: DFI) verbessert werden können. Bei jenen DFI handelt es sich um elektronische Anzeigetafeln. Diese sollen in Echtzeit den Fahrgästen anzeigen, welche Busse und Bahnen als nächstes an einer Haltestelle abfahren, und damit auch Auskunft über Verspätungen oder kurzfristige Streiks geben. Im gesamten RNV-Gebiet machen diese Anzeigetafeln das Bus- und Bahnfahren bereits transparenter. Um Kommunen zu unterstützen, welche noch keine DFI haben, wird der Ausbau vom Verkehrsverbund Rhein Neckar (VRN) finanziell in Form von Preisnachlässen unterstützt. Hiervon hätte auch Stadt Eppelheim profitiert.

Elektronische Anzeigetafeln sind für die Linie 22 ab Pfaffengrund und im gesamten VRN-Gebiet bereits Standard. Fahrgäste, welche auf den Nahverkehr angewiesen sind, können Anschlussverbindungen kalkulieren und werden zuverlässig über Verspätungen informiert. Wichtig sind die Anzeigetafeln auch aufgrund der „text to speech“ Funktion: Sehbehinderte erhalten dadurch vor Ort bei Bedarf eine Fahrplanansage.

Von vornherein konnte aus der Beschlussvorlage entnommen werden, dass die Verwaltung nur für die Straßenbahnhaltestellen der Linie 22 „Rathaus“ und „Jakobsgasse“ jeweils ein Modell des DFI-light vorschlägt. Da die Haltestelle „Endhaltestelle“ im Frühjahr 2021 umgebaut werden soll, wäre hier eine Anbringung wenig nachhaltig. Für die Bushaltestellen des Eppelheimer City Bus war eine kostengünstige Version vorgesehen, welche den Fahrplan in elektronischer Form stetig aktualisiert. Eine enorme Erleichterung und eine Vielzahl von positiven Folgeeffekten ergeben sich daraus. Eppelheim wäre auf den Zug der Digitalisierung aufgesprungen – doch jetzt verpassen wir diesen einmal mehr.

Indem die Beschlussvorlage von der CDU, SPD und Eppelheimer Liste mehrheitlich abgelehnt wurde, werden somit nicht nur Menschen mit Sehbehinderung ausgeschlossen. Es sind all diejenigen die Leidtragenden, welche den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Öffentlicher Nahverkehr ist nur dann attraktiv und eine Alternative, wenn alle Bürger*innen und Fahrgäste zu gleichen Teilen inkludiert werden und die gleichen Chancen auf Nutzung haben. Ohne das Wissen, ob der Fahrplan eingehalten wird, ist das Auto weiterhin die erste Wahl. Damit ist auch keine Aussicht auf freiere Straßen in Eppelheim und folglich weiterhin fehlende Transparenz für die Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs in Eppelheim gegeben: Ein kleines Handzeichen der Gemeinderäte, doch ein großes Zeichen für den ÖPNV.

Foto: Martin Gramm