Grüne lehnen Radschnellweg auf dem Bahndamm ab

Christa Balling-Gündling

Für unsere Fraktion war es immer ein großes Anliegen, die Radwegesituation in Eppelheim  zu verbessern und auszubauen. Radverkehr ist ein wichtiger Baustein für das Erreichen unserer Klimaziele. Wo Fahrräder sicher und zügig unterwegs sind, vermindern sie Verkehrsdichte und Stau. Radschnellwege können da einen wichtigen Beitrag leisten.

Gleichzeitig hat sich unsere Fraktion auch immer für den Erhalt des Alten Bahndamms eingesetzt und dessen Bedeutung als Biotop sowie als Naherholungszone für Fußgänger und Radfahrer hingewiesen – Stichwort: Maulbeerallee.

Der Antrag der SPD klingt daher auf den ersten Blick unterstützenswert. Näher betrachtet stellen sich jedoch für uns große Fragezeichen. Die Frage ist: Liegen die Voraussetzungen für ein Radschnellweg überhaupt vor? Und ist die alte Bahntrasse hierfür geeignet? 

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat im Kreistag einen vergleichbaren Antrag auf eine Machbarkeitsstudie für einen Radschnellweg von der südlichen Kreisgrenze (zum Kreis Karlsruhe im Bereich Malsch/St. Leon-Rot) nach Heidelberg gestellt. Hierzu hat die Fraktion im Vorfeld Anforderungen für einen solchen Antrag geprüft und begründet. Leider wurde dies bei dem vorliegenden Antrag versäumt. Denn wenn man sich die Mühe macht, die Qualitätsanforderungen für Radschnellwege im Detail anzuschauen, wird einem schnell bewusst, dass die Voraussetzungen für einen solchen Antrag entlang des Bahndamms fehlen. Eine Machbarkeitsstudie wäre daher verschwendetes Geld.

Was sind die Anforderungen an ein Radschnellweg?

  • Radschnellwege müssen eine sichere Befahrbarkeit auch bei hohen Fahrgeschwindigkeiten bis zu 30 km/h ermöglichen. Hierzu müssen die Wege asphaltiert oder betoniert werden. Aber Bahndamm und Asphalt und Beton – wie passt das zusammen?
  • Um das Nebeneinanderfahren und Überholen sowie das störungsfreie Begegnen von zwei nebeneinander fahrender Radfahrer zu ermöglichen, sind ausreichende Breiten erforderlich. Das bedeutet: eine Fahrbahnbreite von mindestens drei Metern auf 10 % der Strecke, ansonsten 80 % vier Metern Breite, mit einem Mittelstreifen. Zusätzlich ist ggf. noch ein separater Fußweg mit einer Breite von bis zu 2,50 m vorzusehen.
    Insgesamt könnte somit so ein Radschnellweg eine Breite von 7,5 Metern erreichen. Das ist riesige versiegelte Fläche, die den schmalen Bahndammstreifen vollständig in Anspruch nehmen würde.
  • Auf Radschnellwegen ist Beleuchtung und Winterdienst erforderlich. Auch das produziert Kosten.
  • Landschaftserlebnis und Erholungsfaktor spielen eine untergeordnete Rolle. Hier liegt aber ein großer Haken: Der Bahndamm ist zu großen Teilen als Biotop geschützt und ist ein wichtiger Teil unseres grünen Südens. Genau diesen Naherholungs- und natürlichen Charakter wollen wir erhalten.
  • Geschätzte Kosten: mindestens 300.000 Euro pro Kilometer. Da bestimmte Streckabschnitte wie an der B353 abgeschnitten sind, müssten evtl. zusätzlich Tunnels oder Brücken gebaut werden, dürften die Kosten daher noch höher liegen. In Zeiten leerer Kassen erscheinen uns diese Summen illusorisch.

Unsere Fraktion wäre die letzte, die eine Verbesserung des Radwegenetzes ablehnen würde. Aber die Voraussetzungen für einen Radschnellweg auf der vorgeschlagenen Trasse fehlen. Es sei denn, man wolle den Bahndamm komplett roden, aber das wollen wir der SPD nicht unterstellen. Das Geld für das Gutachten wäre unseres Erachtens daher besser in die Verbesserung der bestehenden Radinfrastruktur investiert. Darauf sollten wir unser Augenmerk lenken.

Was den Bahndamm anbelangt: Dieser soll selbstverständlich in Teilen in das Radwegenetz integriert werden. Doch in Verbindung mit dem Gedanken des Natur- und Landschaftsschutzes sowie der Naherholung. Hierzu bedarf es eines entsprechenden Bebauungsplans und eines übergeordneten Grün- und Naherholungskonzepts. Teilweise bestehen ja schon Feldwege entlang des Bahndamms. Diese könnte man ausbauen. Dabei muss es nicht viel kosten: Statt Beton und Asphalt tut‘s manchmal auch einfacher Schotter.