Grau frisst Grün – alles wie gehabt?

Was macht eigentlich eine schöne Stadt aus? Wenn wir durch unbekannte Städte gehen, stellen wir uns oft diese Frage, und achten genau auf das, was besonders ansprechend ist. Es sind natürlich alte historische Gebäude, kleine Geschäfte und die Gastronomie, aber auch … große alte Bäume. In Zeiten des Klimawandels brauchen wir jeden dieser grünen Riesen. Wir müssen alles daran setzen, alten Baumbestand zu erhalten. Sie verstoffwechseln CO2, indem sie den Kohlenstoff binden und den lebensnotwendigen Sauerstoff abgeben, sie spenden in den Sommermonaten Schatten und und und.

Die Stadt hat sich gerade ein vielversprechendes Entwicklungskonzept gegeben, das Klima- und Umweltschutz Vorrang gibt. Nachverdichtung darf nicht zu Lasten des Stadtklimas und der Grünflächen gehen – so steht es in den Leitsätzen. Es wäre jetzt eine gute Gelegenheit gewesen, sich den Klimaschutz nicht nur auf die Fahnen zu schreiben, sondern ihn konkret umzusetzen. Stattdessen sollen nun in der Erich-Veith-Straße gegenüber dem Reiterverein zahlreiche Bäume einer Reihenhaussiedlung weichen, darunter 50 bis 80 Jahre alte Riesen. Also wieder alles beim Alten: Grau frisst Grün? Gerne wird hierbei immer wieder argumentiert, Bäume hätten eine begrenzte Lebenserwartung. Das stimmt nur zum Teil. Denn es gibt Linden, die über 1000 Jahre alt werden. Bezogen auf ein Baumleben sind die Bäume auf dem Gelände sozusagen im besten Baumalter. Wenn in Brasilien die Wälder abgeholzt werden, regt sich jeder auf. Aber sind unsere Bäume weniger wert? In anderen Städten hat man dies längst verstanden, und alte Bäume werden wegen ihrer Schönheit und ihres Nutzens geschützt und bewahrt. Auch in Eppelheim sollte das Schule machen.

Unsere Fraktion hat sich mit dem Projekt an der Erich-Veith-Straße lange befasst, viele Gespräche geführt und das Für und Wider abgewogen. Schließlich haben wir uns für die Bebauung unter bestimmten Voraussetzungen ausgesprochen. Inakzeptabel ist für uns, dass das Vorhaben im Eilverfahren ohne jegliche Umweltprüfung abgewickelt werden sollte. Wir haben deshalb ein Artenschutz- und Umweltgutachten und den Erhalt möglichst vieler Bäume gefordert. Statt nur Reihenhäuser soll zudem bezahlbarerer Wohnraum für Familien mit niedrigem Einkommen berücksichtigt werden. Unser entsprechender Antrag scheiterte vorerst am Nein der anderen Fraktionen. Aber immerhin: Nun soll es doch ein allgemeines Umweltgutachten geben. Und es entsteht mindestens ein Mehrfamilienhaus. Ein Etappensieg!

Fragen und Anregungen hierzu? Schicken Sie uns eine E-Mail an claudia.grau-bojunga@gruene-eppelheim.de oder isabel.moreira-dasilva@gruene-eppelheim.de.

Foto: I. Moreira da Silva