Eppelheim im Corona-Herbst

Nach diesem ersten – und hoffentlich letzten – Corona-Sommer, den wir ausgiebig in den Cafés, Biergärten und im Freien genossen haben, beschäftigten uns gleich zu Beginn des Herbstes mehrere Ereignisse. Die Hoffnung auf eine Kerwe hat sich spätestens mit den wieder steigenden Infektionszahlen zerschlagen. Dafür durften wir uns über die rege Teilnahme am diesjährigen Stadtradeln freuen. Radeln im Freien war und ist eines der wenigen Vergnügen, denen man in Pandemiezeiten bedenkenlos frönen darf.

Mit einem Corona-Ausbruch Anfang Oktober in einer Kreisunterkunft und einem städtischen Asylheim hat Eppelheim plötzlich auch einen Corona-Hotspot. Dank des schnellen und besonnenen Handelns von Gesundheitsamt und Stadt konnte verhindert werden, dass Kindergärten und Schulen betroffen sind. Das Aufatmen ist groß. Schuldzuweisungen wären dennoch fehl am Platz. Dort, wo Menschen eng zusammenleben, sich Sanitärräume und Küche teilen müssen, ist es schwer Kontakte zu vermeiden und sich zu schützen. Besonders belastend ist die Quarantäne für Familien mit Kindern, die sich einen Raum teilen müssen. Da ist es eine schöne Geste, dass die Erzieherinnen und Erzieher weiterhin an die Kinder denken und sie mit Spielzeugen und Büchern versorgen. Einmal mehr hat sich die Entscheidung unserer Fraktion als richtig erwiesen, mehr dezentrale Unterbringung zu schaffen. So gab es in den anderen städtischen Unterkünften, in denen die Menschen in kleinen Wohneinheiten leben, bislang nur einen Fall, der schnell isoliert werden konnte.

Im September sorgte zuvor die Abschiebung der kurdischen Familie G. inmitten der Pandemie für Betroffenheit und Entrüstung. Auch unsere Fraktion hat diese Maßnahme verurteilt. Die gut integrierte Familie wurde von einem Tag auf den anderen aus ihrem geregelten Leben herausgerissen. Der Arbeitgeber verlor mit dem Vater einen zuverlässigen Mitarbeiter, im Kindergarten wird der jüngste Sohn sehr vermisst, der Platz des ältesten Sohnes blieb in der Schule verwaist. Besonders bitter: Die Mutter stand kurz vor dem Abschluss eines Ausbildungsvertrags. Dieser hätte die Abschiebung verhindert. Corona kam dazwischen. Emotional belastend ist das alles natürlich für die Ehrenamtlichen der Flüchtlingshilfe, die die Familie betreuten. Der Stadtverwaltung kann man jedoch kein Fehlverhalten vorhalten. Sie hat besonnen gehandelt, konnte einige Missverständnisse aufklären. In der Kritik stehen vielmehr die verschärften Asylgesetze der großen Koalition. Integrationswillige Flüchtlinge, die in Deutschland arbeiten und für ihren Lebensunterhalt selbst aufkommen, haben eine zweite Chance verdient. Bei aller Trauer bleibt ein Trost: Es melden sich Menschen, die der Familie mit Spenden helfen wollen. Es gibt sie also noch: die Solidarität in Eppelheim.

Ihnen noch eine schöne Herbstzeit und bleiben Sie weiterhin achtsam.

Foto: Stefan Schwerdt