Verkehrskonzept Eppelheim: Mehr Mut!

Beitrag von Isabel Moreira da Silva in den Eppelheimer Nachrichten // Ausgabe vom 21.01.21

Wie wenig Radfahrer im Fokus stehen, durfte ich wieder einmal Anfang Dezember erfahren, als reichlich Schnee gefallen war. Während die Straßen morgens schnell frei geräumt wurden, waren Radwege unpassierbar. Besonders ärgerlich: An der Hauptstraßenbrücke wurde der Schnee an den Rand geschoben, ausgerechnet auf den Radstreifen. Ich versuche es dann mit Humor: Immerhin hat der Klimawandel den Vorteil, dass weniger häufig Schnee fällt und er schneller schmilzt. Wir können also warten, bis sich das winterliche Problem für Radfahrer mit steigender Erderwärmung von alleine löst. Oder wir verändern etwas: Stellen Radfahrer stärker in den Blickpunkt der Verkehrspolitik und schützen damit auch das Klima.

Damit bin ich beim Mobilitätskonzept der Stadt Eppelheim. Angesichts der vielen Verkehrsprobleme sind natürlich hohe Erwartungen daran geknüpft. Und eigentlich sollte es schon im Juli letzten Jahres fertig sein. Doch dann kam es auf Wiedervorlage. Der vorgelegte Entwurf war erschreckend schlecht. Unser ernüchterndes Fazit damals: ideenlos, mutlos, planlos. Dass die Pläne jetzt überarbeitet werden, ist daher nur zu begrüßen. Im März soll das neue Konzept nun vorliegen.

Unsere Erwartungen an den neuen Entwurf sind die gleichen: Wir wollen mehr Tempo beim Mobilitätswandel! Dazu braucht es Mut. Mut, den Straßenraum gerechter zu verteilen. Mut, die Prioritäten zu ändern: Radverkehr, Bus und Bahn vor Auto. Mut, den öffentlichen Raum wieder für die Menschen zurück zu erobern. Von einem zukunftsweisenden Verkehrskonzept erwarten wir, dass es Fußgängern und Radfahrern in der gesamten Stadt mehr Raum gibt – durch mehr Fahrradstraßen, mehr Radwege und überdachte Fahrradabstellplätze, kein Gehwegparken, Angebot von Lastenleihrädern, Entschärfung von Gefahrenstellen, gezielte Programme zum Umstieg aufs Rad. Auch wenn es bedeutet, dass vielleicht Parkplätze wegfallen. Wir Grüne haben uns zum Ziel gesetzt, bis 2035 das Rad zu einem der häufigsten Verkehrsmittel in Eppelheim zu machen. Dass das geht, zeigt Heidelberg. Dort nutzen nur noch 20 Prozent der Menschen das Auto. Die Mehrheit ist mit dem Rad, Bus, Bahn oder zu Fuß unterwegs. Auch Eppelheim hat hierfür die besten Voraussetzungen.

Um die Weichen dafür zu stellen, haben wir beantragt, Streckenabschnitte für zusätzliche Fahrradstraßen zu prüfen. Es freut uns, dass dies aufgenommen wurde. Nun soll es auch ein Radkonzept geben. Dieses fehlte im ersten Entwurf vollständig. Wir brauchen auch aktuelle Zahlen darüber, wie viele Menschen aktuell zu Fuß, mit dem Rad, dem Auto oder Bus und Bahn in Eppelheim unterwegs sind. Nur so können wir das Mobilitätsverhalten langfristig verfolgen und steuern. Weiter fordern wir: Der hohe Durchgangsverkehr in manchen Straßen von bis zu 60 Prozent muss gesenkt werden. Das Konzept darf nicht auf die Hauptstraße beschränkt bleiben, muss die gesamte Stadt erfassen. Ein weiterer Fokus muss auf dem Nahverkehr liegen – beispielsweise durch einen regelmäßigen Anschluss an die S-Bahn, bessere Taktung am Abend und an den Wochenenden. Wie gesagt, die Erwartungen sind hoch. Die Chancen für eine Verkehrswende sollten genutzt werden.