Hubertus Mauss

Zeitgemäße Stadtentwicklung statt Vergrauung

Beitrag von Hubertus Mauss in den Eppelheimer Nachrichten // Ausgabe vom 25.03.21

Aufmerksamen Bewohnern Eppelheims ist bestimmt schon aufgefallen: Die Bautätigkeit in Eppelheim hat in den letzten Jahren sehr zugenommen. Statt wie früher neue Wohngebiete auf der „grünen Wiese“ auszuweisen, wird aktuell hauptsächlich durch Nachverdichtung neuer Wohnraum geschaffen. Es werden entweder ehemals grüne Freiflächen bebaut oder aber bestehende Häuser abgerissen und auf dem Grundstück neue Gebäude erstellt.

Leider scheint hierbei oft die oberste Maxime zu sein, aus dem Grundstück mit möglichst vielen Wohnungen möglichst viel Gewinn herauszuschlagen. Möglich ist dies nur, weil es in Eppelheim für viele Bereiche keine Bebauungspläne gibt. Statt dass der Investor sich an Vorgaben zum Beispiel zur Größe des Gebäudes halten muss, wird sein Baugesuch nur nach der schwammigen Bauvorschrift entschieden, ob sich „das Gebäude in die Umgebung einfügt“. Regelmäßig werden sogar vom Gemeinderat abgelehnte Bauprojekte von der Baurechtsbehörde des Landratsamts dann doch genehmigt. Ein allseits bekanntes Beispiel hierfür ist das völlig überdimensionierte Wohngebäude in der Spitalstraße. Es darf einfach nicht sein, dass ein Sachbearbeiter des Baurechtsamtes über die bauliche Entwicklung unserer Stadt bestimmt.

Nur wenn wir nach und nach für alle bebauten Bereiche Eppelheims Bebauungspläne erstellen, behalten wir als Kommune die Kontrolle über die Gestaltung unserer Stadt. Nur so können wir die Ziele des vom Gemeinderat verabschiedeten Stadtentwicklungskonzepts durchsetzen. Zum Beispiel der Erhalt der zahlreichen „grünen Lungen“ in den rückwärtigen Bereichen der Grundstücke in Eppelheim. Unter anderem durch die Festsetzung, wieviel der Grundstücksfläche bebaut werden darf, kann dieses für unsere Stadtklima so wichtige Grün gesichert werden. Nur durch Bebauungspläne lässt sich eine städtebauliche Nachverdichtung zur Schaffung von zusätzlichem Wohnraum so gestalten, dass diese behutsam ist. Behutsam meint, dass die erst recht im Zuge der zunehmenden Aufheizung unserer Stadt so wichtigen Bäume und sonstigen Grünstrukturen weitestgehend geschont werden. Der aktuell vorherrschenden „Baukultur“, bei der aus einem ehemaligen Garten eine Betonwüste wird, muss unbedingt Einhalt geboten werden. Das letzte traurige Beispiel der fortschreitenden Vergrauung Eppelheims kann man sich in der Schillerstraße schräg gegenüber des Friseursalons Schedwill anschauen. Statt solche Fehlentwicklungen ohnmächtig hinnehmen zu müssen, kann der Gemeinderat durch eine Bauleitplanung das Heft in die Hand nehmen und bestimmen, wie gebaut wird. Nur so können wir für eine zukunftsweisende, den Klima- und Umweltschutz berücksichtigende Stadtentwicklung sorgen.

Des Weiteren schaffen Bebauungspläne Rechts- und Planungssicherheit. Dies ist für die Bewohner Eppelheims enorm wichtig. Erst Recht in Anbetracht dessen, dass aktuell vermehrt Häuser aus den 60er und 70er Jahren verkauft werden und dann auf diesen Grundstücken meistens umfangreiche Um- bzw. Neubaumaßnahmen durchgeführt werden. Die Nachbarn zukünftiger Bauprojekte müssen sich darauf verlassen können, dass durch adäquate, bauleitplanerische Festsetzungen eine geordnete städtebauliche Entwicklung garantiert ist. Aktuell wurde ja genau dies von den Bürgern der Seestraße und Neugasse gefordert. Die von der Grünen-Fraktion beantragte Aufstellung eines Bebauungsplans für diesen Innenstadtbereich wurde in der letzten Gemeinderatssitzung von den anderen Fraktionen abgelehnt. Immerhin wurde die Verwaltung beauftragt, Möglichkeiten und Bedingungen für die Aufstellung eines B-Plans zu erarbeiten. Hoffentlich kommt so endlich Bewegung in dieses für Eppelheim außerordentlich wichtige Thema.

Ihr Hubertus Mauss

Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema? Gerne können Sie sich mit mir unter hubertus.mauss@gruene-eppelheim.de in Verbindung setzen oder mich persönlich ansprechen. Ich bin gespannt auf Ihre Reaktionen!

Foto: Martin Gramm

Autor: Hubertus Mauss

Datum: 25.03.2021