Eppelheim: Klimaschutz beginnt hier und jetzt

Geht es Ihnen auch so: Das mit dem Klimaschutz ist irgendwie paradox. Einerseits wird überall in unserer Stadt gebaut. Eine Menge Grünflächen verschwinden unter Stein und Beton. Bäume fallen weg. Selten wird ausreichend nachgepflanzt. Grau ist die neue Trendfarbe in manchen Straßen Eppelheims. Gleichzeitig lesen wir: Eppelheim beteiligt sich an der Aktion „1000 Bäume für 1000 Kommunen“ und pflanzt Bäume im Viernheimer Wald. Klingt erst einmal gut. Aber Hand aufs Herz: Hätten sie die Bäume nicht lieber hier bei uns? Und wäre es nicht sinnvoller, bestehende Bäume zu erhalten? Immerhin binden sie schon heute Unmengen an klimaschädlichen Gasen.

Klimaschutz ist das Topthema. Und gerne schmückt man sich damit. Doch wenn es um die konkrete Umsetzung vor Ort geht, sieht die Realität leider anders aus. Siehe Beispiel Erich-Veith-Straße. Auf dem Gelände der ehemaligen Schweinemästerei sollen 22 Reihenhäuser entstehen. Über die Jahre ist dort ein reicher Baumbestand entstanden. Erst auf unser Drängen wurde eine Baumkartierung erstellt. Ein wenig Grün soll nun erhalten bleiben. Die Gesamtbilanz ist dennoch ernüchternd. Von 60 Bäumen und Sträuchern im Baugebiet sollen gerade mal vier Bäume und drei Sträucher übrig bleiben. Ganze 53 fallen der Kreissäge zum Opfer. Darunter eine 14 Meter hohe Linde, eine Eibe, Spitz- und Feldahorne, Weißdorne, Walnussbäume, unzählige Robinien, Hainbuchen, Wildpflaumen, Vogelkirsche, Apfel- und Birnbäume, Haselnuss. Zwar stehen wir dem Projekt – nachdem die Pläne überarbeitet wurden – überwiegend positiv gegenüber. Dennoch sind wir der Meinung: Beim Klimaschutz muss deutlich nachgebessert werden. Durch eine unkonventionelle Bauweise und Baumverpflanzungen könnten mehr Bäume gerettet werden. Und Photovoltaik sollte Pflicht werden. Wie so oft, scheiterte Letzteres am Nein von CDU/FDP, SPD und Eppelheimer Liste.

Ähnlich sieht es beim geplanten Funkmast am ASV-Sportgelände. Dieser soll ausgerechnet an einer Stelle entstehen, an der eine geschützte Hecke und Bäume stehen, darunter eine landschaftsprägende Pappel. Unseren Vorschlag, den Mast dorthin zu verlegen, wo keine Natur betroffen wäre, lehnten die anderen Fraktionen ebenfalls ab. Vergessen längst, dass hier erst vor wenigen Jahren bereits ein wertvolles Biotop für die Erweiterung des Sportplatzes vernichtet wurde. Bis heute konnte die Stadt keine Flächen für den Ausgleich finden – trotz gesetzlicher Pflicht. Auch hier gilt: Naturschutz ist Klimaschutz. Jeder Baum zählt!

Spätestens seit dem historischen Klimaschutzurteil des Bundesverfassungsgerichts steht fest: Klimaschutz ist nicht mehr ein „Nice-to-have“. Politik ist zum Handeln gezwungen. Wann fangen wir in Eppelheim damit an? Klimaschutz beginnt hier und jetzt. Statt Symbolpolitik braucht Eppelheim konsequentes Handeln und verbindliche Regeln. Photovoltaik muss bei Bebauungsplänen Pflicht werden. Der Baumbestand muss erhalten und geschützt werden. Eine Baumschutzsatzung kann dabei helfen. 1000 Bäume können wir zwar nicht pflanzen. Dafür fehlt uns der Platz. Aber wir können die bestehenden Bäume erhalten und einige mehr pflanzen – das wäre echter Klimaschutz vor der Haustür!