Klimaschutz in Holzhausen und ganz schön warm in Eppelheim

Beitrag von Hubertus Mauss in den Eppelheimer Nachrichten // Ausgabe vom 28.11.21

Heute möchte ich über etwas schreiben, das schon im vergangenen Juli im Gemeinderat behandelt wurde. Aufgrund seiner Wichtigkeit für Eppelheim sollte dieses Thema jedoch unbedingt den interessierten Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt erläutert werden. Die Erweiterung der damaligen Firma Wild, heute Capri Sun, mit dem Bau des Hochregallagers wurde damals durchaus auch kritisch beurteilt. Es gab Befürchtungen, dass sich das Stadtklima durch die Beeinträchtigung der Frischluftströme und die Aufheizung der großflächig versiegelten Flächen verschlechtert. Daraufhin wurde ein klimatologisches Gutachten erstellt. Die Schlussfolgerungen dieses Gutachtens wurden im Bebauungsplan eingearbeitet und vom Gemeinderat 2012 verabschiedet. Darin wurden unter anderen folgende Maßnahmen zur Abmilderung der negativen Auswirkungen rechtsverbindlich festgelegt:

  • Pflanzung von insgesamt 123 großkronigen Bäumen;
  • eine extensive Wiesenfläche im nördlichen Bereich;
  • Pflanzung von Sträuchern auf mindestens 15 Prozent der Baugrundstücksfläche.

Sieben Jahre nach Fertigstellung der Baumaßnahmen bietet sich folgendes Bild:

  • von den festgesetzten 123 Bäumen wurden lediglich 20 gepflanzt;
  • statt der vorgeschriebenen extensiven Wiese wird die Grünflächen als intensive, kurz geschorene Rasenfläche unterhalten;
  • die vorgeschriebenen Sträucher fehlen vollständig.

Nachdem unsere Fraktion mehrfach die Durchführung der Pflanzauflagen angemahnt hatte, erfahren wir nun, dass aufgrund von Sicherheits- und Hygienebestimmungen ein Großteil der Pflanzungen und die Wiese nicht möglich seien. Dass bei einem Produktionsgebäude, das nur durch mehrere Schleusen betreten werden darf, eine naturnahe Wiese ein Hygieneproblem darstellt, erschließt sich uns nicht. Und dass Sträucher und Bäume die Sicherheit der Produktion gefährden, können wir ebenso wenig nachvollziehen.

Nun beantragte die Firma Capri-Sun, sich durch den Kauf von Ökopunkten von den Auflagen befreien zu lassen. Eine Ausgleichszahlung für eine Maßnahme im weit entfernten Holzhausen ist zwar juristisch möglich, erfüllt aber eben nicht die Versprechungen, die den Bürgern im Zuge der Werkserweiterung gemacht wurden. Es geht eben nicht nur um ein paar Bäume und Sträucher, die mal kurzerhand an anderer Stelle gepflanzt werden können. Es geht um viel mehr – es geht um unser Stadtklima. Angesichts der Dramatik des Klimawandels und einer zunehmenden Aufheizung unserer Stadt kommt grünordnerischen Maßnahmen wie der Pflanzung von Bäumen und Sträuchern eine hohe klimatische Bedeutung zu. Diese ganzen Bedenken konnten die drei anderen Fraktionen nicht nachvollziehen und stimmten geschlossen für die Befreiung von den Pflanzauflagen.

Abschließend bleibt zu betonen, dass sich in Zukunft bei derart großen Bauprojekten mit entsprechend negativen Auswirkungen auf Natur, Landschaft und nicht zuletzt das Stadtklima die Bevölkerung Eppelheims darauf verlassen können muss, dass die abmildernden grünordnerischen Maßnahmen auch wirklich ausgeführt werden. Und zwar hier in Eppelheim.

Ihr Hubertus Mauss

Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema? Gerne können Sie sich mit mir unter hubertus.mauss@gruene-eppelheim.de in Verbindung setzen oder mich persönlich ansprechen. Ich bin gespannt auf Ihre Reaktionen!