Von grüner Oase zu dichter Bebauung

Geht es Ihnen auch so? Immer wenn ich an dem ehemaligen Gugler-Gelände neben dem Kindergarten „Villa Kunterbunt“ vorbeigehe, schockiert es mich immer aufs Neue. Einst stand dort eine kleine Wildnis inmitten der Stadt. Nun wurde das ganze Areal dem Erdboden gleich gemacht. Ja, ich weiß, es wird dringend Wohnraum auf möglichst kleiner Fläche gebraucht. Das Ganze im Innenbereich, um Außenflächen als Felder und Grünflächen zu erhalten. Aber wir müssen auch realistisch bleiben. Eppelheim kann nicht den ganzen Wohnraumbedarf des Kreises decken… Es wird immer zu wenig sein.

Die Vorstellung, auf dem doch vergleichsweise kleinen Gelände fünf große Wohnblöcke zu entwickeln, bereitet mir Bauchschmerzen. Das gesamte Projekt geht nochmals in die Offenlage. Jeder darf erneut seine Bedenken und Anregungen einbringen. Einige der Einwände in der frühzeitigen Beteiligung wurden umgesetzt, nur unseres Erachtens in die falsche Richtung. Statt die Tiefgarage durch eine deutliche Verkleinerung des überdimensionierten Vorhabens anzupassen, wurde sie nun vergrößert. Die jahrzehntealte Linde, die ursprünglich erhalten werden sollte, wurde innerhalb von Minuten zerstört, um noch mehr Parkplätze unterirdisch bereitzustellen. Dafür ist das Grundstück nun zu 90 Prozent versiegelt. Dementsprechend hat das Wasserrechtsamt moniert, dass nicht ausreichend Niederschlagswasser versickern kann. Gleichwohl war das Gelände Lebensraum für unzählige Tiere und Pflanzen – Erhalt der Artenvielfalt heißt das Zauberwort. Nur weil das artenschutzrechtliche Gutachten keine streng geschützten Arten gefunden hat, heißt es nicht, dass wir das Recht haben, Flora und Fauna weiter zu verdrängen. Denn Fakt ist: Selbst häufig vorkommende Artenbestände brechen plötzlich ein. Oder hätten Sie jemals gedacht, dass beispielsweise Amseln oder Schwalben selten werden? Ich jedenfalls nicht. Umso fassungsloser bin ich darüber, wie sorglos immer noch mit unseren Lebensgrundlagen umgegangen wird.

Dabei wäre bei diesem Projekt die Chance gewesen, es besser zu machen. Mit nur einem Gebäude weniger hätte ein guter Teil der Grünfläche erhalten werden können. Die geplanten sieben Bäume werden niemals so viel CO2 binden wie ihre Vorgänger, da wegen der Tiefgarage keine großkronigen Bäume gepflanzt werden können. Beim Ziel, die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, bilden Bäume als effektive CO2-Speicher eine wichtige Brücke. Wir haben keine Zeit mehr, denn schon für 2026 sagen Wissenschaftler voraus, dass die 1,5-Grad-Schwelle überschritten sein wird.

Wie es in den ohnehin sehr heißen Sommern mit fünf weiteren Betonklötzen, die die Wärme abstrahlen und somit das Mikroklima beeinflussen, sein wird, mag sich noch keiner vorstellen. Es wird für alle Anwohnerinnen und Anwohner ein deutlicher Temperaturanstieg im Sommer geben. Ihnen kann ich nur empfehlen: Pflanzen Sie in Ihren Gärten so viele einheimische Bäume und Sträucher wie möglich. So können Sie sich vor der Aufheizung schützen – und Sie geben den vertriebenen Tieren wenigstens einen Rückzugsort. Denn die paar geplanten Fledermaus- und Meisen-Nistkästen sind kein Ersatz.

Wie auch immer, unsere Fraktion ist sehr enttäuscht, da wir anfangs davon ausgingen, dass etwas verstanden wurde. Aber wie immer geht es auch hier um sehr, sehr, sehr viel Geld. Der Wert von Natur und Umwelt lässt sich leider – noch nicht – in Euros bemessen.

Unter claudia.grau-bojunga@gruene-eppelheim.de stehe ich gerne zur Verfügung.