„Hitzetage nehmen um Vielfaches zu“ – Grüne suchten stadtklimarelevante Brennpunkte im Zentrum auf

Zu einem Stadtspaziergang zum Thema „Klimawandel und Stadtklima“ hatte der Grüne Ortsverband geladen und eine kleine Schar interessierter Bürgerinnen und Bürger war gekommen. Bei der eineinhalbstündigen Tour gab es von der Referentin Isabel Moreira da Silva fundiertes Wissen und Anschauungsmaterial direkt vor Ort. Die langjährige Kommunalpolitikerin erläuterte an ausgewählten Standorten im Stadtzentrum die Herausforderungen einer klimawandelgerechten Stadtplanung. „Die letzten Wochen haben bereits gezeigt: Noch nie war es so früh im Jahr so heiß und so trocken. Der Klimawandel ist sichtbar und spürbar, gerade in unserer Region“, führte Ortssprecher Marc Böhmann in das Thema ein.

Los ging es am Wasserturmplatz. „Schon heute erleben wir immer mehr Tage mit Extremhitze und tropischen Nächten“, ging Moreira da Silva zunächst auf die klimatischen Verhältnisse in Eppelheim ein. „Bis 2050 werden sie um ein Vielfaches steigen. Hitze wird zu einem immer größeren Risiko für Mensch und Natur. Umso wichtiger ist es, unsere Stadt an den Klimawandel anzupassen.“ Dass dies allerdings nicht so einfach sei, zeige ein Blick auf die Besonderheiten der Stadt. „Für Abkühlung an Hitzetagen braucht es viel umgebende Vegetation oder Gewässer wie Flüsse oder Seen. Beides fehlt in Eppelheim“, so die Stadträtin. „Hinzu kommt: Weniger als die Hälfte der Fläche ist heute noch Vegetationsfläche. Der Rest ist überwiegend Siedlungsfläche und Straßen. Alles in allem wirkt sich das negativ auf das Stadtklima aus.“

Damit aber nicht genug: Die Stadt sei im Norden, Nordosten und Süden von drei Gewerbegebieten umgeben. Diese heizten sich an Hitzetagen extrem auf und schaufelten in den Nächten zusätzlich heiße Luft in die Stadt. „Der Grund hierfür ist klar: In den Gewerbegebieten fehlt es an Begrünung“, ergänzte Stadtrat Hubertus Mauss. Als Negativbeispiel führte er das Gewerbegebiet im Süden an. Hier habe sich jüngst erst die Firma Capri Sun von Pflanzauflagen befreien lassen. „Das ist zwar rechtlich zulässig, aber bioklimatisch fatal. Die Folge ist, dass es in dem Gewerbegebiet immer heißer wird und das gesamte Stadtklima darunter leidet.“

Dass es auch Lösungen gibt, zeigte die Referentin anhand der Farben Weiß, Blau, Grün. „Je mehr hiervon in einer Stadt vorhanden ist, desto positiver der Effekt auf das Stadtklima.“ So sollten Gebäudefassaden weiß oder sehr hell sein. Sie verwies im Verlauf der Tour auf mehrere Häuser mit farbigem Anstrich oder schwarzen Schieferdächern wie etwa in der Wasserturmstraße oder Seestraße. „Diese Häuser heizen sich stärker auf und kühlen in der Nacht schlechter ab. Hier gilt es, Hausbesitzer zu sensibilisieren und ihnen Handlungsempfehlungen an die Hand zu geben“, so die Kommunalpolitikerin.

Weiter ging es in den Stadtpark (Foto). Hier stießen die großen versiegelten Flächen und der fehlende Schatten auf allgemeines Unverständnis. „Es ist ein wahrer Hotspot“, so Moreira da Silva. „Dabei sollte es eine Oase der Erholung sein.“ Es sei ein Unding an Bäumen zu sparen, dann viel Geld für Sonnensegel auszugeben, erklärte ein Teilnehmer. Einig war man sich, dass kräftig entsiegelt und mehrere große Bäume gepflanzt werden müssten, um für Abkühlung und bessere Aufenthaltsqualität zu sorgen. (Fortsetzung nächste Woche.)