„Hitzetage nehmen um Vielfaches zu“ Grüne suchten stadtklimarelevante Brennpunkte im Zentrum auf (Fortsetzung)

An der Hermann-Löns-Straße zeigten sich die Teilnehmer über das Einfamilienhaus erstaunt, das fast vollständig mit Efeu bewachsen ist. „Das ist ein gutes Beispiel für ‚Grün‘ in der Stadtplanung“, erläuterte Moreira da Silva. „Fassadenbegrünung sorgt im Sommer für Kühlung, verbessert Luft und Klima, hält Feinstaub und Wasser zurück und schützt natürlich das Stadtklima. Zudem sorgt es für Biodiversität, da es Lebensraum und Nahrung für Tiere bietet.“ Kollege Böhmann ergänzte: „Denkbar wäre, eine Dachbegrünung in Bebauungsplänen zu verankern“. Gleiches gelte für den Erhalt von so genannten grünen Lungen im Stadtzentrum. Gemeint sind Hinterhofgärten, die eine bioklimatisch wichtige Funktion erfüllen. Moreira da Silva: „Das Stadtentwicklungskonzept empfiehlt ausdrücklich, manche dieser Bereiche von Bebauung freizuhalten.“

An der Ecke Schiller- und Seestraße wurde ein Trend sichtbar, der die Grünen besonders umtreibt. Einige Grundstücke wurden im Zuge von Sanierung oder Ausbau fast vollständig überbaut. „Immer mehr Vorgärten in Eppelheim verschwinden unter Pflaster und Beton“, beklagte die Referentin. Eine Entwicklung, die mittlerweile in fast allen Straßenzügen der Stadt zu beobachten sei. „Durch den Verlust von immer mehr Grün und zunehmende Versiegelung kann Wasser bei Starkregen weniger abfließen. Es kann zu Überflutungen von Kellern, Flächen und Straßen führen. Zudem wird es im Umfeld immer heißer und an Hitzetagen kühlt es kaum ab.“ Ein Grund hierfür sah Stadtrat Mauss im bestehenden Baurecht: „In den Bereichen ohne Bebauungsplan kann praktisch bis zu 100 Prozent überbaut werden.“ Als wirksames Instrument nannte er Vorgartensatzungen, die den Erhalt der Gärten festsetzten.

Der letzte Teil des Stadtrundgangs führte über den Gottlob-Hees-Platz und die Scheffelstraße zum Hugo-Giese-Platz. Auch hier wurde moniert: zu viel versiegelt, wenig oder zu kleine Bäume oder sie stehen an der falschen Stelle. Einzig Positives: Der Brunnen am Gottlob-Hees-Platz, der allerdings an diesem Abend abgestellt war. „Der Platz ist beliebt, gerade wegen des Wassers“, erläuterte die Stadträtin. „Wasser steht für das ‚Blau‘ in der Stadtplanung. Es ist ein wirksames stadtklimatisches Element. Es strahlt Licht ab und sorgt aufgrund der Verdunstung für Abkühlung.“ Sie und ihre Kollegen empfahlen, den Brunnen zu vergrößern. Zudem sprachen sie sich für mehr Entsiegelung, großen Bäumen und Trinkbrunnen an viel frequentierten Plätzen und im Schulhof der Theodor-Heuss-Schule aus.„Das erhöht die Aufenthaltsqualität und schützt die Gesundheit der Menschen“, so Hubertus Mauss.

„Eppelheim tut schon heute einiges, um die Stadt an den Klimawandel anzupassen“, erklärte Moreira da Silva zum Ende der Tour. So würden bei Straßensanierungen Bäume gepflanzt, wie etwa in der Dr.-Emil-König- oder Friedrich-Ebert-Straße. Auch arbeite die Stadt zurzeit an einem Starkregenmanagementplan. Dennoch waren sich alle einig: Es muss mehr getan werden. „An Hitze sterben mehr Menschen als an allen anderen Extremwetterereignissen. Allein bei der letzten längeren Hitzeperiode 2018 starben schätzungsweise 8700 Menschen in Deutschland.“ Ein Grund mehr, weshalb nach Überzeugung der Grünen, Eppelheim auch einen Hitzeaktionsplan braucht.