Grüne und SPD machen sich für stärkeren PV-Ausbau in Eppelheim stark
Die Grünen und die SPD wollen mit dem Ausbau der Photovoltaik in Eppelheim vorankommen und damit wichtige Schritte zur Klimaneutralität und Zukunftsfähigkeit der Stadt machen. Gleichzeitig möchten sie mit einer Agri-PV-Anlage in Eppelheim den städtischen Haushalt entlasten und mit einem Genossenschaftsmodell der Bürgerschaft die Möglichkeit geben, sich an den Erträgen einer solchen Anlage zu beteiligen.
Um dieses gemeinsame politische Ziel zu untermauern und die konkreten Umsetzungen zu diskutieren, luden beide Parteien zur Veranstaltung „Energiewende in Eppelheim – Perspektiven für den PV-Ausbau“ ein, dem viele Bürgerinnen und Bürger folgten.
Die Grüne Stadträtin Isabel Moreira da Silva stellte eingangs die gesetzlichen und politischen Rahmenbedingungen für den PV-Ausbau in Eppelheim dar: „Die vom Gemeinderat verabschiedete Klimaneutralität bis 2035 erfordert noch mehr Tempo beim Ausbau der Photovoltaik auf städtischen Flächen, aber auch auf Privatflächen. Da bei uns in der Kommune weder Windkraft noch Wasserkraft noch Geothermie technisch Sinn machen, müssen wir gerade bei der Solarenergie unseren Schwerpunkt setzen. Das Ausbaupotenzial in Eppelheim liegt nach Angaben der ‚KliBa‘, der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur des Rhein-Neckar-Kreises, bei 46.000 Megawattstunden, davon 37.000 Megawattstunden auf Dachflächen und rund 8500 Megawattstunden auf einer möglichen Freifläche östlich der Autobahn.“
Der Grüne Landtagsabgeordnete und Umwelt-Staatssekretär Dr. Andre Baumann schlug einen Bogen von der erfolgreichen Energiewende in ganz Baden-Württemberg, initiiert von der grüngeführten Landesregierung, bis zur Stadt Eppelheim und unterstrich: „Unsere ambitionierten Ziele werden in vielen Bereichen im Land übererfüllt. Jetzt geht es darum, diesen Schwung auch für Eppelheim zu nutzen. Dabei müssen die Investitionen unbedingt in der Region bleiben. Das Geniale an der Stromwende ist: Mehr Strom aus erneuerbaren Energien bietet auch die Möglichkeit, dass die Kommunen selbst und alle Bürgerinnen und Bürger an den Gewinnen beteiligt sind.“ Baumann plädierte auch dafür, dass Klimaschutz als kommunale Pflichtaufgabe begriffen wird und dabei die Städte und Gemeinden vom Land und Bund kontinuierlich unterstützt werden.
Vincent Kilian, SPD-Stadtrat in Hockenheim und Landtagskandidat im Wahlkreis Schwetzingen, brachte bei seinem Statement vor allem die Perspektive der jungen Generation ein: „Ich möchte als junger Mensch noch viele Jahre auf einem schönen Planeten verbringen.“ Er machte deutlich, welche schlimmen Folgen der Klimawandel auch für unsere Region bereits jetzt mit sich bringt und betonte: „Wir müssen jetzt handeln. In jeder Kommune. Ziel muss sein, dass wir deutlich mehr Flächen-PV-Anlagen errichten. Und es muss für die Grundstücksbesitzer, die Investoren, aber auch die Stadt und die Bürgerinnen und Bürger lukrativ sein.“
Dirk Thielker von der bürgerschaftlichen „Zukunftswerkstatt Klima“ beleuchtete alle Bereiche des PV-Ausbaus in Eppelheim: von den privaten, städtischen oder gewerblichen Balkonkraftwerken über die Dachanlagen bis zur Nutzung von Parkplätzen oder Gebäudefassaden. Thielker unterstrich: „Jedes Dach, das Energie erzeugt, ist wichtig. Und: Ein PV-Ausbau lohnt sich für alle!“. Im Mittelpunkt seines Statements erläuterte er den Vorschlag der „Zukunftswerkstatt Klima“ für eine Agri-PV-Anlage auf Flächen der Stadt Eppelheim östlich der Autobahn. Dort könnte trotz Freiflächen-PV weiter Landwirtschaft betrieben werden. „Hier gibt es auch die Vorrangfläche, die eine Genehmigung leichter und schneller möglich macht. Die Stadtwerke Heidelberg haben uns gegenüber auch angeboten, einen Anschlusspunkt mit Batterie direkt in der Nähe zu bauen, was natürlich die Effektivität einer solchen Anlage noch zusätzlich erhöhen würde.“ Thielker verwies auf Erfahrungen mit solchen Anlagen in Meckesheim und Ladenburg und bezifferte die möglichen Einnahmen für die Stadt durch eine Verpachtung auf 70.000 Euro pro Jahr. „Wenn die Stadt Eppelheim selbst als Betreiber der Anlage beteiligt wäre und ein Batteriespeicher dazu käme, wäre das Gewinnpotenzial noch viel höher, nämlich rund 1 Million Euro. Und die Bürgerschaft könnte hier selbst im Rahmen einer Energiegenossenschaft investieren und Gewinne erzielen.“ Thielker schloss: „Die Chancen sind da – wir sollten sie ergreifen!“ und erntete großen Applaus der Zuhörer.
Die nachfolgende lebhafte Diskussion, die von Grünen-Stadträtin Isabel Moreira da Silva und dem SPD-Vorsitzenden Dr. Konstantin Gavras moderiert wurde, drehte sich um wichtige Aspekte der Umsetzung einer solchen Agri-PV-Anlage, aber auch um die politischen Bedingungen für die Energiewende hier in der Region. Dabei schlug Dr. Andre Baumann auch vor, die Erhöhung von Mieteinnahmen an eine energetische Sanierung bzw. einen PV-Ausbau zu koppeln. Er betonte gerade den sozialpolitischen Aspekt der Energiewende: „Wir müssen auch die Menschen mit geringerem Einkommen mitnehmen und ihnen Möglichkeiten geben, an den Gewinnen beteiligt zu sein.“
Grünen-Sprecher und Stadtrat Marc Böhmann bedankte sich abschließend bei den Referenten und den Moderator*innen und betonte: „Wir dürfen bei der Stromwende in Eppelheim keine Zeit mehr verlieren.“