Grüne gegen geplantes Mega-Einkaufszentrum im Süden – „Alle Fakten müssen auf den Tisch“

Die Katze ist aus dem Sack: Ein Investor plant mit Unterstützung der Stadt einen großen Edeka-Markt auf landwirtschaftlich bewirtschafteten Äckern. Der bisherige fußläufige Markt an der Rudolf-Wild-Straße soll dafür schließen. Der Neue zieht 800 Meter weiter an die südliche Grenze der Stadt, so der Plan. Die Brisanz dabei: In der Bevölkerung sind die Pläne bislang so gut wie nicht bekannt. Und das Projekt wäre unökologisch, unsozial und würde allen Zielen einer nachhaltigen Stadtentwicklung zuwiderlaufen. Die Grünen, die am Nutzen des Vorhabens zweifeln, kritisieren auch die mangelnde Transparenz der Bürgermeisterin. Sie fordern einen sofortigen Stopp aller Planungen und die umfassende Information der Bürgerinnen und Bürger. „Alle Fakten müssen auf den Tisch“, erklärt Fraktionssprecherin Christa Balling-Gündling.

Zum Hintergrund: Seit Monaten verhandelt die Stadt mit einem Investor über die Bebauung einer bislang landwirtschaftlich genutzten Fläche am Ende der Rudolf-Wild-Straße, unmittelbar vor dem PHV. Entstehen soll hier ein großer neuer Edeka-Markt mit weiteren Fachmärkten, so zum Beispiel einem Drogeriemarkt. Hintergrund ist, dass „Edeka Südwest“ den bisherigen Markt aufgeben möchte. Eigentlich sollte hierüber schon im vergangenen November entschieden werden. Doch der Beschluss wurde von der Tagesordnung genommen – weil sich damals offenbar keine Mehrheiten abzeichneten, vermuten die Grünen. Nun soll es im März erneut auf die Tagesordnung.

Der Hammer für die Grünen: Bislang ist von einem neuen Edeka nicht die Rede. Auf der Tagesordnung stand lediglich die Aufstellung eines Bebauungsplans. Balling-Gündling: „Nur wer sich die Mühe machte, die Vorlage im Onlineportal der Stadt herunterzuladen, erfuhr, was dahinter steckt: ein fragwürdiges Mega-Projekt. Das Vorgehen stellt alles auf den Kopf. Das hat für uns nichts mehr mit bürgernaher Politik zu tun.“

Stadtrat Marc Böhmann erklärt hierzu: „Schon bei den Vorverhandlungen haben wir große Bedenken geäußert und eine frühzeitige Einbindung der Bürgerinnen und Bürger gefordert. Leider verhallte dies ungehört.“ Zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen in der Fraktion sieht er für die Bürgerinnen und Bürger Eppelheims, nicht nur für die im Süden, nur Nachteile. „Von einem Mega-Einkaufszentrum am südlichen Stadtrand profitieren vor allem die Investoren, die einen Fuß ins Patrick-Henry-Village bekommen wollen“, so Böhmann. So fehlten nach Auffassung der Grünen-Fraktion sichere Fuß- und Radwege. Der älteren Bevölkerung könnten solche großen Wege nicht zugemutet werden. Und eine Verlängerung der Citybus-Linie würde die Fahrzeiten erhöhen. Stadträtin Isabel Moreira da Silva betont: „Weitere eineinhalb Hektar würden versiegelt und der Landwirtschaft entzogen werden. Die Auswirkungen für die Luftqualität in Eppelheim wären beträchtlich. Eine wertvolle Frischluftschneise wäre zerstört.“ Auch befürchten die Grünen ein weiteres Ladensterben in der Ortsmitte. „Der bisherige Verbrauchermarkt ist ausreichend. Der Eppelheimer Süden braucht keinen größeren Verbrauchermarkt. Viele Kundinnen und Kunden schätzen die Atmosphäre des Marktes und die gute Erreichbarkeit“, ergänzt Martin Gramm.

Fraktionssprecherin Balling-Gündling abschließend: „Wir stehen für eine transparente und verlässliche Politik. Das Projekt hat weitreichende Auswirkungen auf Nahversorgung, Verkehr und Stadtentwicklung Eppelheims. Vor einer Entscheidung fordern wir deshalb, dass die Bevölkerung über das Vorhaben umfassend informiert wird. Auch unter Corona muss die Information und Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger möglich sein.“ (ids/mb)